Betty-Reis Gesamtschule besucht das Seniorenzentrum Wassenberg
Schule heute – Schule früher
Wassenberg. Im Rahmen der Ergänzungsstunden im 8. Jahrgang besuchten die Schülerinnen und Schüler der James Watt Klasse 8.5 und ihre Klassenlehrerin, Frau Palms, am 5. Juni das Seniorenzentrum der Heinrichs Gruppe in Wassenberg. Frau Niessen, Leiterin sozialtherapeutischer Dienst, hatte zwecks einer Kooperation bereits zu Beginn des Schuljahres Kontakt zur Schule aufgenommen und so stand nun zunächst das „gegenseitige Beschnuppern“ im Vordergrund.
Die Klasse 8.5 sammelte im Vorfeld zahlreiche Fragen zu den Bereichen „Leben in einem Seniorenzentrum“ und „Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der Alten- & Heilerziehungspflege“, so dass direkt ein reger Austausch zwischen den Expertinnen des sozialtherapeutischen Dienstes und den Schülerinnen und Schülern entstand. Zum einen wurden die Voraussetzungen und das Tätigkeitsfeld der verschiedenen Berufe im Bereich der Alten- /& Heilerziehungspflege anschaulich erläutert, zum anderen erfuhren die Schülerinnen und Schüler, was das Krankheitsbild „Demenz“ ausmacht und was im Umgang mit dementen Menschen zu beachten ist.
Das Besondere des SZB Wassenberg ist, dass es in 2017/18 speziell für Menschen mit dementieller und gerontopsychiatrischer Erkrankung erbaut wurde. Was dies im Besonderen heißt, davon zeigten sich die Schülerinnen und Schüler beim Rundgang besonders beeindruckt: Das Bau- und Architekturkonzept des Flurbereichs entspricht der Form einer liegenden Acht, so dass es scheint als würde man endlos hier umherwandern können. Breite, helle Flure ermöglichen den Bewohnern Rückzugsräume, aber auch Wanderungsmöglichkeiten, um der sogenannten Hinlauftendenz gerecht zu werden, die meist im Lauf einer Demenz auftritt.
Ebenso können die Bewohner einen großen Außenbereich nutzen. Somit entsteht insgesamt ein geschützter Bereich, der den Menschen die notwendige Sicherheit, aber auch Bewegungsfreiheit bietet.
Das SZB Wassenberg bietet Platz für 52 Bewohner in Einzelzimmern. Zusätzlich zu den geräumig geschnittenen Einzelzimmern bietet das Haus zwei MOWA-Living-Zimmer. MOWA-Living richtet sich an Häuser, die sich mit Palliativ-Pflege beschäftigen und ist für Menschen geeignet, die ausschließlich oder überwiegend immobil sind und Einschränkungen im Wachzustand aufzeigen. Wichtig für sie sind gelungene Momente, der Freiraum der Gedanken sowie die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Interessant war, wie das Team versucht, den verschiedenen Stimmungen und Eigenarten der Bewohner individuell gerecht zu werden. Dabei wurde deutlich, dass es manchmal auch schwer fällt, immer wiederkehrende Fragen zu beantworten oder Antworten so zu geben, dass sie die dementen Menschen nicht verletzen. „Das Besondere an der Arbeit mit den Bewohnern sei, dass man jeden Tag etwas dazu beitragen könne, das Leben im Alter und mit dem Krankheitsbild zu bereichern“, so Frau Niessen.
Eine Woche später, am 12.06, fand dann der „Gegenbesuch“ statt, denn nun wollten die Schülerinnen und Schüler den Bewohnern zeigen, wie Schule heute funktioniert. In kleinen Expertenteams erklärten sie an verschiedenen Stationen das Besondere der Schule: Wer war Betty-Reis und welche Bedeutung hat der Gedenkstein? Was ist ein Selbstlernzentrum? Wie funktioniert die Mensa? Wie können so viele Schülerinnen und Schüler an so einer Schule zusammen lernen? Dabei war es für die Schülerinnen und Schüler interessant von den Bewohnern zu erfahren, wie sie früher gelernt haben und zu hören, dass sich so manche Spiele, wie z.B. Seilchen springen, Diabolo, etc. nicht geändert haben; andere Dinge, wie z.B. die vielen Computer, die besonderen Fachräume für Kunst, Chemie, etc. hingegen waren für die Besucher völlig neu.
Stolz präsentierten die Schülerinnen und Schüler zum Abschluss ihren eigenen Klassenraum und es zeigte sich, dass nicht nur die älteren Menschen Farben und Bilder brauchen, damit sie sich besser orientieren und erinnern können … Zum Abschluss sagte eine Bewohnerin: „Ja, da würde ich doch auch nochmals gerne zur Schule gehen …!“
Der herzliche Kontakt zwischen Schülern und Bewohnern und der interessante Austausch über die verschiedenen Lebensbereiche haben beide Seiten darin bestärkt, die Kooperation weiter auszubauen und über weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit nachzudenken.
Pressefoto: Betty-Reis Gesamtschule/Heike Palms
Pressetext: Heinrichs Gruppe/Danica Klein