„Tovertafel“ lockt Bürgermeister Michael Stock ins SZB Wegberg
Wegberg. Stets offen für Innovation schwingt sich Michael Stock, Bürgermeister der Stadt Wegberg, auf das Fahrrad. In Businessanzug und Krawatte radelt der sportliche Familienvater ins Seniorenzentrum Wegberg und folgt damit der Einladung von Diana Lennertz, Leitung Sozialtherapeutischer Dienst. Hinter der Einladung steckt die „Tovertafel“: Eine niederländische Pflegeinnovation, die ältere Menschen in der mittleren und späten Phase von Demenz, in ihrer physischen und kognitiven Aktivität stimuliert und soziale Interaktion fördert.
Der Bürgermeister sitzt mit den Bewohnern am Tisch und lässt mit seinen Händen Seifenblasen platzen. „Ich bin erstaunt, die interaktiven Lichtprojektionen reagieren wirklich blitzschnell auf Berührung. Diese Spielelösung ist ein wirklich außergewöhnliches Angebot“, sagt Michael Stock begeistert. Es sind keine echten Seifenblasen, die über seine Hände gleiten. Sie werden von einem Kasten, der an der Decke hängt, auf den Tisch projiziert. Der Kasten nennt sich „Tovertafel“, was niederländisch ist und übersetzt Zaubertisch heißt. Verschiedene Spiele, wie das Platzen von Seifenblasen, fliegende Schmetterlinge, Herbstlaub, das gekehrt werden kann, oder sich vergrößernde Blumen werden auf einem Tisch abgebildet und reagieren auf Hand- und Armbewegungen. Der Zaubertisch bringt sprichwörtlich Licht und Farbe in das Leben mit Demenz: Die Spiele schaffen eine heitere und entspannte Atmosphäre und eignen sich nicht nur als selbstständige Einzelaktivität, sondern sorgen auch für wertvolle Interaktion mit Angehörigen und Betreuern.
Bereits im Oktober bringt diese Erfindung das niederländische Königshaus und das Vereinigte Königreich ein einen Tisch. Auf Einladung von Königin Elisabeth II stellen Königin Máxima und König Willem-Alexander die Tovertafel beim Staatsbesuch vor. Seither setzten sich die Niederlande und das Vereinigte Königreich beispielhaft für mehr Lebensqualität bei Menschen mit kognitiven Herausforderungen ein. Entwickelt wurde die Tovertafel in einem vierjährigen Prozess, im Rahmen der Doktorarbeit von der Niederländerin Dipl. Ing. Hester Le Riche, an der Technischen Universität Delft und der Freien Universität Amsterdam. Inzwischen ist die niederländische Innovation in mehr als 2.000 Pflegeeinrichtungen in ganz Europa installiert.
Es gibt keine Regeln, kein Falsch und kein Richtig. Das Spiel sorgt allein für Spaß, Freude und Wohlempfinden“, sagt Diana Lennertz. „Durch die kontinuierliche Abgabe von sensorischen Reizen wird die Aufmerksamkeit der Bewohner immer wieder auf das Spiel gelenkt. Das fördert die kognitiven Fähigkeiten“, führt sie fort. Strahlend vor Freude darüber, dass Michael Stock sie auf ein Spiel besucht, zeigen die Bewohner des SZB Wegberg ihrem Stadtoberhaupt sämtliche Spielvariationen der Tovertafel. Mit Spannung wird bereits der nächste Fahrradausflug des Bürgermeisters erwartet.
Foto: Heinrichs Gruppe/Diana Lennertz
Text: Heinrichs Gruppe/Danica Klein