Telemedizin birgt große Chancen für ländliche Gebiete
Gemeinsame Veranstaltung im Seniorenzentrum Breberen mit Ärzten und ambulanten Pflegedienst macht aber auch deutlich: Es bleibt noch viel zu tun.
Kreis Heinsberg. Gesund sein und bleiben – das ist wohl einer der größten Wünsche älterer Menschen. Gesundheit spielt dabei nicht nur im medizinischen Sinn eine Rolle, sondern wird von älteren Menschen vielmehr als Möglichkeit betrachtet, am familiären und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Welche Rolle dabei die Telemedizin spielen kann, war jetzt die Frage einer gemeinsamen Veranstaltung im Seniorenzentrum Breberen. Die SZB Häusliche Krankenpflege, der ambulante Pflegedienst der Heinrichs Gruppe, hatte Dres. Bernd und Paul Becker sowie Tanja Klein aus Selfkant-Saeffelen, Dr. Heinz-Peter Heuter und Dr. Philip Törnberg von der Praxis an der Linde in Gangelt-Birgden und Mitarbeiterinnen ihrer Praxen sowie den Telemedizinhersteller Docs in Clouds aus Aachen eingeladen. Darüber hinaus zählten zu den Gästen: Dagmar Ohlenforst, Seniorenunion Gangelt, Bernhard Acke, Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, Norbert Grimm, Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg und Judith Ebel, Diplompflegepädagogin und Gründerin der „Super Nurse“. Die Fragestellung: Was kann Telemedizin in der Region im Alltag von Patienten, Hausärzten und der ambulanten Pflege leisten?
Gerade für ländliche Gebiete birgt die Telemedizin viele Chancen. So kann sie beispielsweise dabei helfen, die räumliche Entfernung zwischen Arzt und Patient oder zwischen den Ärzten zu überwinden. Mithilfe von Telemedizin können zum Beispiel Gesundheitsdaten des Patienten erfasst und vom Patienten zum Arzt oder zwischen Ärzten und Kliniken übermittelt und verarbeitet werden. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten für die Gesundheitsversorgung. „Für unsere Patienten ergibt sich damit Chance, mithilfe der Telemedizin im häuslichen Umfeld bleiben und auf den Weg zum Arzt verzichten zu können“, sagt Marcia Barbosa, SZB Häusliche Krankenpflege.
Was wiederum allen Beteiligten schnell klar wird: Damit alle Menschen an diesem Fortschritt partizipieren können, fehlt es an einem flächendeckenden Netzausbau in der Region – kein Internet, keine Telemedizin. „Wir möchten an dieser Stelle die Öffentlichkeit aufrütteln – wie kann es sein, dass es die Technik gibt, sie aber aufgrund der Rahmenbedingungen nicht umgesetzt werden kann?“, sagt Dipl.-Ing. Heinz-Josef Schürgers von der Heinrichs Gruppe.
Nach Erläuterungen zur Funktion der Telemedizin von Prof. Dr. Michael Czaplik von Docs in Clouds konnten die Teilnehmer an zwei verschiedenen Stationen erleben, welche Möglichkeiten Telemedizin bietet. In einer simulierten Hausumgebung wurden Vitalparameter während einer Videovisite erfasst und per Telematik in eine ebenfalls simulierte Arztpraxis übertragen.
Alle Beteiligten, auch die Ärzte, zeigten sich in einer Abschlussrunde von den Möglichkeiten der Telemedizin überzeugt. „Unser Ziel ist es nun, eine gemeinsame Vorgehensweise festzulegen. Beispielsweise sollten wir uns zu weiteren Simulationen verabreden, damit alle Beteiligten eine Routine für den Einsatz der Telemedizin bekommen“, erläutert Heinz-Josef Schürgers zum Abschluss der Veranstaltung. Damit könne als erster Schritt eine Basis geschaffen werden, um die Telemedizin für Patienten in der Region als festen Bestandteil ihrer Versorgung zu etablieren. Als weiterer Schritt müsse über den Netzausbau gesprochen werden, um alle Menschen an der Digitalisierung teilhaben zu lassen.